Die Frage nach der richtigen Bildung

Die Frage nach der richtigen Bildung ist ein uraltes Problem der Menschheitsgeschichte. Kein Wunder, denn die Lebensumstände verändern sich ständig. Als erstes geht es darum zu lernen, wie man überlebt. Da sind Fähigkeiten gefragt, die Essbares von Giftigem unterscheiden, die Nahrungsquellen sichern, die Bedrohungen erkennen, die verteidigungsfähig machen und Schutzräume erschließen und entwickeln. Viele dieser Bedürfnisse sind inzwischen in unserer westlichen Gesellschaft weitestgehend abgesichert. Inzwischen geht es mehr darum: Wie sichere ich mir Konsum und Wohlstand? Entsprechend richtet sich Bildung immer stärker auf den wirtschaftlichen Gewinn aus. Unsere Gesellschaft krankt aber nicht am wirtschaftlichen Gewinn, sondern am Auseinanderbrechen von Solidarität und Gemeinschaft. Ein uraltes Problem! Der Name „Kain“ bedeutet „erwerben“, und Kain, in einer der frühesten Geschichten der Bibel, bringt Gott ein Opfer dar, um sich Gottes Wohlwollen zu erhandeln. Sein Bruder „Abel“ (was so viel wie „Windhauch“ bedeutet – der Kölner würde sagen: “Et kütt, wie et kütt!“) drückt mit seinem Opfer seine Achtung vor Gott aus und lässt Gott antworten, wie dieser will. Wie unterschiedlich stehen die beiden zur Welt! Der eine sieht, dass er der Welt etwas abringen, abtrotzen, abhandeln will. Alles sind nur Deals. Der andere erkennt, dass vieles ein Geschenk ist, das ich nicht erzwingen kann. Es macht unsere Gesellschaft kaputt, wenn es nur darum geht, sich durchzusetzen. Es zerstört die Freiheit, weil alles ausgehandelt, aber nichts freiwillig gegeben wird. Freundschaft und Liebe beruhen aber auf der Freiwilligkeit des Gebens. Darum kann in der biblischen Geschichte das Opfer des Kain Gott auch nicht erreichen, da Kain sich die Zuwendung Gottes einkaufen will. Übrigens: Gott wendet sich Kain sogar besonders zu, indem er ihn warnt, aber Kain bemerkt das nicht, weil er nur positives über sich hören möchte. (Siehe: Gen 4)
Gott schenkt uns seine Aufmerksamkeit, seine Wertschätzung und seine Liebe aus freien Stücken. So sollten wir das auch tun. So bilden wir uns selbst – unseren Charakter und unsere Persönlichkeit. Sonst wären wir nur Marionetten, die auf Angebote und gute Deals spekulieren. Gebildet ist derjenige, der erkennt, was ihm freiwillig geschenkt wird!
Paul Q. Heck
